Abtrainieren – die unterschätzte Disziplin

„Die andere Seite der Medaille“ – nirgendwo passt dieser Spruch so gut wie im Sport. Wer sportlich aktiv ist, egal in welchem Ausmaß, der ist es gewohnt, ständig in Bewegung zu sein, dabei ist es egal, ob man nun täglich mehrere Stunden trainiert oder regelmäßig mehrmals die Woche.
Aber wenn man mit dieser Routine bricht, egal ob gewollt oder ungewollt, unterschätzt man, was auf der anderen, der nicht-aktiven Seite, auf einen zukommt.
Müssen Spitzensportler immer Sport treiben?
Gerade Spitzensportler wie Weltklasseläufer Usain Bolt können nach dem Ende ihrer regulären Karriere nicht einfach von heute auf morgen damit aufhören, Sport zu treiben. Der Körper war jahrelang darauf trainiert, in Bewegung zu sein und Höchstleistungen zu liefern, nun schlagartig damit aufzuhören, kann zu großen gesundheitlichen und seelischen Problemen führen.

von Tobi 87 (Eigenes Werk) [GFDL oder CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
Herzfrequenz von Otto Normalverbraucher
Auch die Herzfrequenz unterscheidet sich beim Sportler von Otto Normalverbraucher: sie ist wesentlich niedriger und muss nun langsam wieder erhöht werden. Hier gilt das Gleiche wie bei den Muskulatur, denn das Herz ist schließlich auch ein Muskel: kontinuierliches Verringern der Belastung, aber doch weiterhin ständig aktiv bleiben.
Trainingsintensität runterfahren
Je nach vorheriger Trainingsintensität kann es rund zwei Jahre dauern, bis der Körper wieder an ein normales Maß an Aktivität gewöhnt ist, denn der Tagesablauf hat sich jetzt geändert. Weg vom Erreichen von Höchstleistungen und hin zum gesunden Lebensstil, der sich leicht ins den Alltag einbauen lässt.
Des Weiteren darf man nach dem Ende der Sportkarriere den Fokus nicht nur auf das offensichtlich Sichtbare, den Körper, legen, sondern muss auch an die Psyche der Sportler denken. Wenn sich bisher alles nur um den Sport gedreht hat, dann kann es schwer sein, diese verlorene Routine, die bei manch einem auch schlicht Leere ist, mit etwas Anderem zu füllen.
Darum werden Spitzensportler Trainer
Daher sind viele ehemalige Spitzensportler nach dem Ende ihrer aktiven Karriere immer noch hinter den Kulissen ihrer ehemaligen Wirkungsstätte aktiv, meist als Trainer. So können sie zum Einen ihr Wissen weitergeben, zum Anderen aber auch mit ihren Zöglingen die ein oder andere Trainingseinheit für ihren Körper einlegen.
Es gibt aber auch genügend Berichte von beispielsweise Ex-Profis aus der Bundesliga, die sich nach ihrer Sportkarriere nochmal komplett umorientiert haben:
Marco Reich, ehemaliger deutsche Fußballnationalspieler, ist z.B. nochmal in die Lehre gegangen und hat sich zum Altenpfleger ausbilden lassen. Für ihn war es natürlich eine Umstellung, nun nicht mehr hauptsächlich körperlich gefordert zu sein, sondern gerade während der Schulstunden die Konzentration auf den Unterrichtsstoff zu legen. Nach kurzer Zeit hat er sich aber schnell in seinem neuen Aufgabengebiet zurechtgefunden und geht voll darin auf.
Holger Stanislawski hat sich mit Alexander Laas (beide ehemals beim HSV) zusammen im Einzelhandel selbständig gemacht und betreibt in Hamburg einen Supermarkt. Beide haben den grünen Rasen nach wie vor präsent in ihrem Alltag, indem sie einfach ein Stück Kunstgrün in ihrem Laden für die Kunden ausgelegt haben.
Einen sportlichen Lebenswandel haben sie alle nach wie vor, wenn auch nur noch in der Freizeit und es spricht ja absolut nichts dagegen, ab und zu mal den Ball durch die Gegend zu kicken.
Toller Artikel! Und großen Respekt an alle Sportler! Um solche Niveaus zu erreichen braucht das eine menge harte Arbeit und Disziplin.
Zuerst mal danke für diesen Beitrag der ein großartiges Beispiel dafür ist, wie sich harte Arbeit und Hingabe auszahlen können. Es bedarf eines enormen Engagements und einer großen Anstrengung, um in irgendeiner Tätigkeit solche Erfolge zu erzielen. Es geht nicht nur darum, Talent zu haben, sondern auch darum, dass man in der Lage ist, an seine Grenzen zu gehen und niemals aufzugeben. Diese Einstellung hat es vielen Sportlern ermöglicht die Besten der Besten werden.